BIOWER-Team auf den Öko-Feldtagen 2025
Workshop „Bio-regionale Wertschöpfungsketten: Herausforderungen meistern, Chancen nutzen“
Im Rahmen der Öko-Feldtage 2025 konnte im Workshop „Bio-regionale Wertschöpfungsketten: Herausforderungen meistern, Chancen nutzen“ intensiv über aktuelle Herausforderungen und Potenziale regionaler Wertschöpfung diskutiert werden. In einer moderierten Runde wurden erste Erkenntnisse aus laufenden Projekten vorgestellt und gemeinsam mit den Teilnehmenden reflektiert.
Drei konkrete Fallbeispiele – Mosterei, Käserei und Bäckerei – bildeten den Ausgangspunkt für den Austausch. Anhand dieser Beispiele wurden spezifische Problemstellungen und Lösungsansätze entlang bio-regionaler Wertschöpfungsketten diskutiert.
Prozesse
Strukturen als Voraussetzung für Steuerung
Die Diskussion zeigte deutlich: Eine effektive Steuerung setzt voraus, dass gemeinsame regionale Strukturen überhaupt erst vorhanden sind. Viele Workshopteilnehmende betonten daher, dass der Aufbau solcher Strukturen eine zentrale Voraussetzung für funktionierende Prozesse sei – und dass genau dieser Aufbau eine der größten Herausforderungen darstellt. Als positives Beispiel wurde eine Mühle genannt, die aktiv auf Landwirt:innen zugeht, um Kooperationen zu initiieren. Dieses Beispiel zeigte, wie wichtig Initiative und proaktive Ansprache sind.
Ein Schlüsselbegriff in der Diskussion war gegenseitiges Vertrauen. Ohne eine vertrauensvolle Basis zwischen den Akteuren lassen sich weder Prozesse noch Strukturen nachhaltig etablieren. Vertrauen entsteht dabei nicht über Nacht – es muss wachsen, durch kontinuierlichen Austausch, durch Verlässlichkeit im Handeln und durch das Teilen gemeinsamer Werte. Gerade in regionalen Netzwerken, in denen unterschiedliche Interessen, Betriebsgrößen und Erfahrungsstände aufeinandertreffen, ist Vertrauen ein wichtiger Faktor für eine funktionierende Zusammenarbeit.
Kooperation
Zwischen Potenzial und Vorbehalten
Die Diskussion zur Kooperation offenbarte differenzierte Perspektiven – insbesondere aus Sicht der Landwirtschaft. Ein Landwirt äußerte Bedenken, dass Kooperationen auf derselben Wertschöpfungsstufe die eigene Marktposition schwächen könnte. Statt vorschneller Zusammenschlüsse wurde vorgeschlagen, zunächst transparente Dialogformate wie einen „runden Tisch“ zu etablieren.Diese könnten helfen, Vertrauen aufzubauen und gemeinsame Ziele zu definieren.
Kooperationen könnten entlang zwei aufeinander aufbauender Ebenen entwickelt werden:
1. Wissensaustausch als niedrigschwelliger Einstieg,
2. Vermarktungskooperationen, die stärkere Koordination und Führung erfordern.
Gerade bei Erzeugergemeinschaften wurde deutlich: Klare Führungsstrukturen sind entscheidend für den Erfolg.
Kund:innen
Preis, Marke und Bildung als Stellschrauben
Auch die Perspektive der Kund:innen wurde intensiv diskutiert. Die Preisgestaltung wurde als zentrales Spannungsfeld identifiziert. Ein Landwirt äußerte den Wunsch, dass sich Bio-Preise stärker an konventionellen Preisen orientieren sollten, um auch in Krisenzeiten wettbewerbsfähig zu bleiben. In Deutschland werde bei finanziellen Engpässen häufig zuerst an Lebensmitteln gespart – ein Umstand, der die Position regionaler Bio-Produkte zusätzlich erschwert.
Als Lösungsansatz wurde die Markenbildung genannt: Starke, glaubwürdige Marken könnten die Vorteile regionaler Produkte besser kommunizieren und emotional aufladen.Gleichzeitig fehlt oft Wissen darüber, welche Produkte regional sinnvoll angebaut werden können. Hier liegt großes Potenzial für Bildungsarbeit zu Saisonalität und Nachhaltigkeit.
Fazit und Ausblick
Der Workshop auf den Öko-Feldtagen 2025 hat deutlich gemacht: Bio-regionale Wertschöpfungsketten sind komplex – aber voller Chancen. Sie schaffen Vielfalt, fördern regionale Identität und stärken nachhaltige Ernährungssysteme. Die Diskussionen zeigten, wie entscheidend Vertrauen, Kommunikation und strukturelle Unterstützung sind, um Kooperationen zu ermöglichen und langfristig tragfähige Netzwerke aufzubauen.
Gleichzeitig wurde klar: Es braucht Mut, Offenheit und den Willen zur Zusammenarbeit – denn nur gemeinsam lassen sich die Herausforderungen entlang der Kette meistern.
BIOWER bleibt dran
Das Projektteam wird die gewonnenen Erkenntnisse weiter vertiefen und in die Analyse von Erfolgsfaktoren und Hemmnissen einfließen lassen. Dabei stehen unterschiedliche Handlungsebenen im Fokus – von der einzelbetrieblichen Perspektive über Netzwerkstrukturen bis hin zur politischen Ebene.
Auch in Zukunft wird BIOWER bei Veranstaltungen präsent sein, um den Austausch zu fördern und Impulse für die Weiterentwicklung bio-regionaler Strukturen zu geben. Die nächsten Gelegenheiten zur Vernetzung sind bereits geplant – wir freuen uns auf den weiteren Dialog!